Hörhilfe trotz Corona

Trotz Corona geht die  Hörversorgung in Kpalimé weiter.


Zu Beginn der Corona-Pandemie fielen die Prognosen für Afrika unheilvoll aus: von der rasanten Ausbreitung, über kollabierende Gesundheitssysteme bis hin zu einer hohen Sterblichkeitsrate, die Befürchtungen waren groß. Doch seit den ersten Vorhersagen zeichnet sich bis jetzt ein weniger bedrückendes Bild ab und der afrikanische Kontinent scheint epidemologisch nicht so hart getroffen zu sein. Fachleute finden hierfür sehr unterschiedliche Erklärungen. Die junge Bevölkerung ist dabei ein wichtiger Faktor, ebenso die Lebensbedingungen mit viel Aufenthalt im Freien und geringerer Mobilität sowie das stabiler ausgebildete Immunsystem der Menschen aufgrund ihrer Auseinandersetzung mit anderen Mikroorganismen und einer höheren Anzahl an Parasiten.

Auch in Togo verläuft die Corona-Pandemie wie es in anderen afrikanischen Ländern beobachtet wird. Im April hatte Staatspräsident Gnassingbé einen Gesundheitsnotstand ausgerufen, der zuletzt bis zum 16. August verlängert wurde. Zwar ist der internationale Flugverkehr wieder frei gegeben, die Landgrenzen Togos aber sind für den Personenverkehr derzeit noch geschlossen. Obwohl der Arbeitseinsatz als geschäftliche Reise hätte deklariert werden können, entschloss sich das Hörakustikteam von iffland.hören. seinen diesjährigen Einsatz abzusagen. „Wir dachten im März, dass wir die Reise lediglich auf Herbst verschieben müssen. Im Laufe des Jahres hielten wir es dann aber wegen des Pandemieverlaufs für ratsam, unsere Geschäftsreise zum Hörzentrum Kpalimé abzusagen. Vor allem ist uns das Risiko zu hoch, unseren togolesischen Kollegen etwas einzuschleppen, was dort nicht gut behandelt werden kann“, meint Regina Konrad, Hauptverantwortliche der Togo-Einsätze von iffland.hören. Wie in den Vorjahren auch, erhielten die Kollegen bereits im Januar zahlreiche Pakete, in denen sie Hörgerätespenden, Hygienemittel, Büromaterial und vieles mehr für den Einsatz im Hörzentrum vorfanden. „Die Idee war, dass wir das Material im März einsetzen, wenn wir für eine Woche nach Kpalimé fahren und dort Menschen mit Hörgeräten versorgen. Leider konnten wir den Plan dieses Jahr nicht umsetzen.“ 

Ein direkte Zusammenarbeit wie 2019 konnte es in diesem Jahr nicht geben.
So arbeiten die togolesischen Kollegen im Hörzentrum erstmals ohne unmittelbare Hilfe weiter. Sie nehmen Hörgeräteanpassungen in Eigenregie vor und werden bei Bedarf mittels regelmäßiger Telefon- und Email-Coachings vom deutschen Team unterstützt. Hierüber finden auch in begrenztem Maß fachliche Schulungen statt. Sehr erfreulich ist, dass das Hörakustikteam in Togo sehr gut zurechtkommt. „Die vielen Trainings vor Ort sowie der Fernunterricht unterm Jahr über Telefon und WhatsApp machen sich bemerkbar. Wir sehen, dass unsere Kollegen seit Beginn unserer Arbeit 2016 schon vieles eigenständig vornehmen können. Unser Ziel, dass sie mittelfristig auf eigenen Füßen stehen und Hörgerätean­passungen selbst übernehmen können, erfüllt sich,“ freut sich Regina Konrad. 

 

Doch auch in Togo schrauben die Menschen ihre Aktivitäten deutlich herunter. Daher fallen die Anpassungen nicht so zahlreich aus, wie in den Jahren zuvor. Vieles beschränkt sich im Hörzentrum auf die Behebung technischer Probleme, wie Batteriewechsel, Wartung und Reinigung der Hörsysteme, aber – und das ist bemerkenswert, reihen sich trotzdem und in steigender Zahl Neukunden für Geräteanpassungen ein. Damit diese Arbeit auch im nächsten Jahr fortgeführt werden kann, schickt iffland.hören. in Kürze neue Pakete mit Hörgerätebatterien, Spendengeräten und sonstigem Material nach Kpalimé. „Wir wünschen uns zwar, nächstes Jahr wieder nach Togo reisen und unsere Kollegen unterstützen zu können, planen aber so, dass sie 2021 auch ohne unseren Besuch zurechtkommen. Spätestens 2022 wollen wir aber wieder einen Arbeitseinsatz nach Togo unternehmen. Bis dahin hat sich die pandemische Situation hoffentlich verbessert. Denn der regelmäßige Austausch vor Ort ist uns sehr wichtig, um das Team weiter in die Materie der Hörakustik einzuarbeiten und das Know-how nachhaltig zu verankern. Für dieses Jahr ist es einfach schade, dass wir wegen Covid-19 unsere Hilfe auf das Entsenden von Versorgungspaketen beschränken mussten,“ meint Regina Konrad.

Kommentare

Beliebte Posts