Weiterbildung und Nachhaltigkeit

Maurice wird in die Hörgeräteanpassung eingeführt
Seit 2016 sind wir nun mit unserem Projekt „Togo hört“ aktiv und unterstützen im Hörzentrum Kpalimé die hörakustische Versorgung schwerhöriger Menschen. Seit der Gründung ist die Nachfrage jährlich gestiegen und zieht Menschen weit über die Region hinaus bis teils über die Landesgrenzen hinweg nach Kpalimé. Bislang ist das Hörzentrum die einzige Anlaufstelle in Togo, in der Menschen mit Hörminderung professionelle und vor allem bezahlbare Hilfe erhalten. Das reicht angesichts der hohen Schwerhörigkeitsrate in Togo nicht aus. Umso wichtiger ist uns, dass wir unsere togoischen Kollegen soweit ausbilden und mit dem notwendigen Know-how ausstatten, dass sie langfristig auch ohne uns die Hörversorgung vornehmen können. Eine Versorgung, die über Wartung und Batteriewechsel hinausgeht. Dies klappt von Jahr zu Jahr besser und wir erkennen, dass unsere bisherigen Schulungseinheiten erste Früchte tragen. 


Regina Konrad versorgt Odile am Audiometer mit hilfreichen Tipps
Die Schulungen und Trainings verlaufen beinahe ausschließlich „on the Job“. Dabei zeigen wir unseren Kollegen, wie sie am Audiometer einen Hörtest vornehmen, worauf sie achten müssen und wie sie das Ergebnis schließlich zu bewerten haben. Wir begegnen dabei manch sprachlicher Barriere und müssen auch immer wieder herausfinden, über welche Vorkenntnisse unsere Kollegen  verfügen.

Fachliteratur ist unerlässlich
Liegt bei den Klienten nachweislich eine Schwerhörigkeit vor, wird nach dem passenden Hörgerät aus dem Lager unserer Spendenhörgeräte ausgewählt. Damit das System eingesetzt werden kann, ist zunächst ein Formabdruck des Ohres notwendig. Auch darin schulen wir unsere Kollegen, denn es gibt einige Dinge wie die Pathologie und die Physiologie des äußeren Gehörganges sowie des Trommelfelles zu beachten. Anders als in Deutschland arbeiten wir in Togo mit einem speziellen Abdruckmaterial, das binnen weniger Minuten formstabil und fräsbar ist. Die Arbeit an der Fräse rundet den handwerklichen Teil der Hörakustik ab. Hier verbringen unsere Kollegen etliche Stunden mit üben, da dieser Teil unserer Arbeit wirkliches Handwerk bedeutet und in die Ausführung die Erkenntnisse aus dem Hörtest einfließen müssen. Nur mit dem richtigen Passstück und dem exakt eingestellten Hörsystem ist ein optimales Hörergebnis zu erzielen. Es braucht Feinarbeit und ebenso ein Gespür für das Material, wie es sich bearbeiten lässt.

Markus Konrad zeigt einer togoischen Kollegin das Fräsen der Ohrpassstücke

Nachdem die Ohrpassstücke sitzen beginnt die Anpassung und Programmierung der Hörgeräte am Computer. Auch hier bilden wir das togoische Team regelmäßig weiter. Denn jedes Hörsystem ist je nach Hersteller unter einer anderen Software zu programmieren. Ebenso müssen je nach Typ andere Features beachtet werden.Ergänzend dazu führen wir theoretische Lerneinheiten in der Hörakustik und Ohrphysiognomie durch.

Theorieeinheit in den Pausen

Bei der Unterstützung des Hörzentrums hoffen wir, dass wir uns zunehmend herausnehmen können und die Versorgung der Schwerhörigen eigenständig vom Hörakustik-Team mit dem Hals-Nasen-Ohrenarzt sowie dem Logopäden vorgenommen wird. Ebenso hoffen wir, dass unser Hörzentrum in Togo langfristig Schule macht und ihm weitere Versorgungszentren im Land folgen, so dass eine umfassendere Behandlung schwerhöriger Menschen möglich ist. Aktuell gibt es in Togo nur wenige Ohrenärzte. Einer davon arbeitet im Krankenhaus in Kpalimé. Hörakustiker, beziehungsweise den Beruf wie wir ihn in Deutschland kennen, gibt es in Togo nicht. Demnach ist das Hörzentrum in Kpalimé bislang der einzige Ort, an dem der Beruf gelernt und ausgeübt werden kann.

Unser Hörakustik-Team in Kpalimé





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