Hörglück für kleine Ohren

Noch etwas schüchtern, aber bald voll im Hörglück
An unserem letzten Einsatztag kommen hauptsächlich Kinder vorbei. Insgesamt haben wir dieses Jahr 25 Kinder versorgt. Sie sind mit ihren Familien teils bis zu 600 Kilometer weit hergereist und hoffen auf unsere Hilfe. Wenn wir bei Kindern sehen, wie sie zum ersten Mal ihre eigene Stimme oder die des Vaters oder der Mutter hören, ist das für alle Beteiligten ein sehr emotionaler Moment. Nicht nur, weil die Augen und das Lächeln der Kinder Bände sprechen, sondern weil wir wissen, welche neuen Chancen sich ihnen mit den Hörgeräten eröffnen können. Leider ist Schwerhörigkeit in Afrika deutlich stärker ausgeprägt als in Europa. Da es kaum Fachkräfte gibt, die den Hörverlust erkennen oder behandeln, wird dem Thema kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Auf dem Land gibt es keinerlei Fördereinrichtungen für ertaubte und schwerhörige Kinder und im südlichen Togo ist das Hörzentrum Kpalimé die einzige Anlaufstelle, wo fachliche Hilfe geleistet wird. Insgesamt herrscht großes Unwissen über die Auswirkungen des "Nicht-hören-könnens". Wenn Kinder wegen dem Hörverlust kaum oder gar nicht sprechen, werden sie meist als minderbegabt oder geistig behindert eingestuft und nicht in die Grundschule aufgenommen. Der Weg zu einer Berufsausbildung und wirtschaftlicher Selbständigkeit bleibt ihnen damit verwehrt. Schwerhörige Menschen bleiben ein Leben lang von ihrer Familie abhängig und wenn die Familie sehr arm ist, leben sie in großer Armut und sozialer Isolation. 

Die Hörgeräte werden exakt auf den Hörverlust des Kindes programmiert

Bei den Hörtests mit Kindern kommen uns die Rasseln und Klangstäbe zugute, die wir in der Boutique der Blindenschule gekauft haben. Mit Hilfe der vertrauten Gegenstände legen eingeschüchterte Kinder ihre Hemmschwellen bald ab und wir können grob feststellen, in welchem Frequenzbereiches ihr Hörverlust liegt, wenn sie nicht oder nur wenig reagieren. So wird alles Schritt für Schritt aufgebaut. Nach dem erstellten Audiogramm, wird von den Ohren der Kinder ein Abdruck gemacht, aus dem die individuell gefertigten Ohrpassstücke gefräst werden. Sitzen die Otoplastiken perfekt, können daran die Hörgeräte angeschlossen werden. Heute kommen sehr viele Spendengelder unserer iffland-Kunden zum Einsatz, damit sich die Familien die Hörgeräte leisten können. Es ist ein großes Glück zu sehen, wie wir sie mit den Hörgeräten aus ihrer leisen Welt herausholen konnten. 

Besonders für die kleinen Patienten ist es wichtig, dass unsere togoischen Kollegen die Service- und Wartungsarbeiten an den Hörgeräten leisten können und auch das Fräsen beherrschen. Da die kleinen Ohren noch wachsen, müssen nach sechs Monaten die Ohrpassstücke auf ihren Sitz hin kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Daher legen wir sehr viel Wert auf die Nachhaltigkeit unserer Arbeit, so dass während unserer Abwesenheit, den Menschen weiterhin geholfen werden kann. Sobald wir nach Deutschland zurückgekehrt sind, pflegen wir regelmäßig Kontakt zu den Kollegen in Kpalimé und helfen ihnen mit Tipps und Fachwissen weiter. Die intensiven Schulungen tragen auch Früchte und wir haben alle sehr viel Spaß bei der Arbeit, weil alle mit Freude und Engagement dabei sind. 

Nach einem langen Arbeitstag heißt es bald wieder Abschied nehmen. Wir beschließen unseren Aufenthalt mit einem Abendessen mit Foufou und Agouti und nehmen viele schöne Erinnerungen nach Hause. Sehr erfreulich ist, dass wir dieses Jahr viele Neukunden versorgen durften - das Hörzentrum wird im Land immer bekannter und anerkannter. Hoffentlich macht es für andere Projekte in anderen Landesregionen Schule, damit die Hörgeräteversorgung langfristig flächendeckend gewährleistet ist. 

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