Eröffnung und erster Arbeitstag

Der Leiter des Krankenhauses (Mitte) und der
Leiter des Gesundheitsamtes (vierter von links) eröffnen
mit den Mitarbeitern das neue Hörzentrum in Kpalimé.
Pünktlich um 9.00 Uhr beginnen wir heute unseren ersten Arbeitstag im Hörzentrum Kpalimé. Insgesamt 22 Anwärter stehen für eine hörakustische Behandlung auf unserer Liste. Wie sich die neuen Räume wohl im Alltag anfühlen werden? Doch bevor es mit den ersten Patienten losgehen kann, findet eine feierliche Eröffnung des neuen Hörzentrums statt, zu der sich der Leiter des Gesundheitsamtes, der Krankenhausleiter, das Personal rund um die HNO-Station und das Hörzentrum sowie Dr. Samuel Husunu, Vorsitzender des  Vereins der Togofreunde in Jockgrim einfinden. Die Freude über die Erneuerung der Station ist groß, ebenso die Hoffnung in die Arbeit und alles, was sich daraus für die Betroffenen zum Guten wenden kann. Nach dem offiziellen Begrüßungs- und Ansprachenteil werden die neuen Räume präsentiert: Wir haben jetzt für jeden Arbeitsschritt einen eigenen Raum, was uns die Arbeit sehr erleichtert. 

Und so, können wir künftig vorgehen: Die Terminvergabe und erste Untersuchung werden vom Hals-Nasen-Ohrenarzt auf der Station daneben durchgeführt. Aus organisatorischen Gründen erfolgt dies weiterhin wenige Wochen vor unserer Ankunft. In der Regel vergibt der HNO-Arzt 20 bis 25 Termine pro Tag, oft kommen aber noch unangemeldete Patienten hinzu. Die Betroffenen melden sich im Hörzentrum an, danach warten sie geduldig im Wartebereich oder draußen auf dem Hof. Sobald ein Patient dran ist, führen wir mit ihm in Raum 1 ein Vorgespräch (auf Französisch oder mit Übersetzung in Ewe) mit anschließender Hörmessung am Audiometer und Ohr-Abformung durch. In Raum 2, dem Labor, fräsen unsere Kollegen die Ohrpassstücke mit viel Geduld und handwerklichem Geschick. Sind die Otoplastiken fertig, geht es für den Patienten mit der Anpassung der Hörgeräte, Programmierung und anschließender Einweisung in Raum 3 weiter. Für viele der Betroffenen eröffnet sich spätestens dann ein erhellender Moment, da sie vermutlich nach sehr langer Zeit erstmals wieder Alltagsgeräusche und Gespräche wahrnehmen können. 

Heute konnten wir auf diese Weise 22 Patienten versorgen. Leider kam für vier der heutigen Anwärter unsere Hilfe zu spät. Sie waren vollständig taub, was nicht nur uns sehr traurig stimmt, sondern auch für die Familien hart ist. Denn Taubheit in Afrika bedeutet weitaus umfangreichere Isolation als in Deutschland, da es seitens des Staates kaum Unterstützung  gibt, sich am Leben oder beruflich zu beteiligen. 

Umso wichtiger ist es daher, dass wir mit unserer Arbeit rechtzeitig helfen und  schwerwiegendere Schäden vermieden werden. Wenn dies einmal flächendeckend möglich ist, ist die Situation für Schwerhörige in Togo einen großen Schritt weiter. Unser  Anliegen ist es daher, dass Menschen im Vorfeld noch mehr über Ohrhygiene und Ohrgesundheit erfahren. Mithilfe einer konsequent durchgeführten Aufklärungsarbeit würden viele irreparable Schäden am Ohr vermutlich erst gar nicht auftreten. 

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