Gehör für kleine Ohren

Das sechsjährige Mädchen Yawa hat nun dank der finanziellen Unterstützung von Aleksandra Djordjevic eine beiseitige Hörversorgung. Im Bild unten (links nach rechts): Aleksandra Djordjevic, Yawa Logossou, Peter Eberhardt. Obere Reihe (links nach rechts): Maurice, Herr Logossou, Mawouko.

Yawa ist sechs Jahre alt und kam 2016 zum ersten Mal ins Hörzentrum nach Kpalimé. Damals erhielt das Mädchen, das schon im Kleinkindalter eine Schwerhörigkeit entwickelt hatte, sein erstes Hörgerät und erlebte eine große Überraschung, als es zum ersten Mal seine eigene Stimme wahrnahm. Obwohl beide Ohren geschädigt sind, reichte es aus finanziellen Gründen nur für ein Hörgerät. Doch auch eine einseitige Hörversorgung ermöglicht es Yawa, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Sie erhält regelmäßig Sprachtraining beim Logopäden im Krankenhaus und kann dem Unterricht in der Schule folgen. Nun machte sich das aufgeweckte Mädchen zusammen mit ihrem Vater wieder 70 Kilometer auf den Weg nach Kpalimé und kam zur Untersuchung im Hörzentrum vorbei, wo am bislang unbehandelten Ohr eine stärkere Hörminderung festgestellt wurde. Yawa brauchte für einen ausreichenden Ausgleich dringend ein zweites Hörgerät, das sich ihre Eltern auch dieses Mal nicht leisten konnten. Als ein passendes, zweites Hörsystem für sie gefunden war, und die Anpassung der Systeme einen sofort erkennbaren, positiven Effekt zeigte, zögerte unsere Mitarbeiterin Aleksandra Djodjevic nicht lange und übernahm die Kosten für das zweite Gerät. Damit hat sich Yawas Hörspektrum deutlich erweitert und sie wird künftig noch mehr von ihrer Umgebung mitbekommen. Die vollständige, hörakustische  Versorgunge sowie die Arbeit mit dem Logopäden sind wichtige Bausteine für ein integriertes Leben, in dem sie den Grundschulabschluss zu Ende bringen und danach eine weiterführende Schule besuchen oder eine Ausbildung machen kann.


Kinder in Gbalavé/Togo: Noch immer sind die Risiken
einer Schwerhörigkeit im Kindesalter hoch.
Viele Kinder in Afrika teilen Yawas Schicksal und entwickeln in frühkindlichen Alter eine Schwerhörigkeit. Im Gegensatz zu ihr verfügen aber die meisten nicht über den notwendigen, finanziellen Rückhalt, sich Hörgeräte anzuschaffen. Wie hoch die Zahl der schwerhörigen Kinder in Afrika liegt, ist schwer zu sagen. Generell wird in afrikanischen Ländern dem Thema Hörverlust wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weshalb es keine umfassenden Zahlen über das Vorkommen von Hörverlusten gibt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl schwerhöriger Kinder in Afrika sehr hoch ist. Die Gründe für ihren Gehörverlust sind vielseitig, meistens sind es Mittelohrentzündungen, mangelnde frühkindliche Betreuung sowie Malaria und Meningitis, die für die hohen Zahlen sorgen. Für Kinder bedeuten Taubheit oder Schwerhörigkeit ein Leben im Abseits. Die wenigsten Familien können sich die notwendigen Hörgeräte leisten und eine finanzielle Unterstützung in Form von Krankenkassenzuschüssen gibt es nicht. Ebenfalls für die meisten Familien nicht erschwinglich sind Therapien oder sonderpädagogische Fördermöglichkeiten, mit denen das Handicap ihrer Kinder kompensiert werden könnte. Als Folge davon lernen die Kinder meist nicht sprechen, können nicht beschult werden, werden isoliert und haben wenig Chance auf ein unabhängiges Leben.  

Spendenhörgeräte aus Europa sind daher eine große Hilfe, um schwerhörigen Kindern in Afrika einen Weg ins normale Leben zu ermöglichen. In Deutschland werden die Hörsysteme meist nach fünf bis sechs Jahren durch Geräte der neuesten Generation ersetzt. Die abgelegten aber noch funktionstüchtigen Systeme können in Afrika noch lange eine wertvolle Hilfe sein und schwerhörigen Menschen neue Chancen eröffnen. Wie für Yawa, die ohne unsere Spendenhilfe nicht zur Schule gehen könnte und in ihrer Entwicklung weit zurückfallen würde. Unser großer Wunsch ist es daher, dass Betroffene in Deutschland bei einem Gerätewechsel daran denken, ihre Altgeräte nicht in einer Schublade verstauben zu lassen, sondern sie für Afrika spenden. Es gibt viele Hörakustikunternehmen, bei denen man die Geräte für einen guten Zweck abgeben kann.



Kommentare

Beliebte Posts