Gehör für kleine Ohren
Yawa ist sechs Jahre alt
und kam 2016 zum ersten Mal ins Hörzentrum nach Kpalimé. Damals erhielt das
Mädchen, das schon im Kleinkindalter eine Schwerhörigkeit entwickelt hatte, sein
erstes Hörgerät und erlebte eine große Überraschung, als es zum ersten Mal
seine eigene Stimme wahrnahm. Obwohl beide Ohren geschädigt sind, reichte es
aus finanziellen Gründen nur für ein Hörgerät. Doch auch eine einseitige
Hörversorgung ermöglicht es Yawa, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Sie
erhält regelmäßig Sprachtraining beim Logopäden im Krankenhaus und kann dem
Unterricht in der Schule folgen. Nun machte sich das aufgeweckte Mädchen zusammen mit ihrem Vater wieder
70 Kilometer auf den Weg nach Kpalimé und kam zur Untersuchung im Hörzentrum vorbei,
wo am bislang unbehandelten Ohr eine stärkere Hörminderung festgestellt wurde. Yawa
brauchte für einen ausreichenden Ausgleich dringend ein zweites Hörgerät, das
sich ihre Eltern auch dieses Mal nicht leisten konnten. Als ein passendes,
zweites Hörsystem für sie gefunden war, und die Anpassung der Systeme einen sofort
erkennbaren, positiven Effekt zeigte, zögerte unsere Mitarbeiterin Aleksandra
Djodjevic nicht lange und übernahm die Kosten für das zweite Gerät. Damit hat
sich Yawas Hörspektrum deutlich erweitert und sie wird künftig noch mehr
von ihrer Umgebung mitbekommen. Die vollständige, hörakustische Versorgunge sowie die Arbeit mit dem Logopäden sind wichtige Bausteine für ein integriertes
Leben, in dem sie den Grundschulabschluss zu Ende bringen und danach eine
weiterführende Schule besuchen oder eine Ausbildung machen kann.
Kinder in Gbalavé/Togo: Noch immer sind die Risiken einer Schwerhörigkeit im Kindesalter hoch. |
Viele Kinder in Afrika
teilen Yawas Schicksal und entwickeln in frühkindlichen Alter eine Schwerhörigkeit. Im Gegensatz zu ihr verfügen aber die meisten nicht über den notwendigen, finanziellen Rückhalt, sich Hörgeräte anzuschaffen. Wie hoch die Zahl
der schwerhörigen Kinder in Afrika liegt, ist schwer zu sagen. Generell wird in
afrikanischen Ländern dem Thema Hörverlust wenig Aufmerksamkeit geschenkt,
weshalb es keine umfassenden Zahlen über das Vorkommen von Hörverlusten gibt. Es
ist aber davon auszugehen, dass die Zahl schwerhöriger Kinder in Afrika sehr
hoch ist. Die Gründe für ihren Gehörverlust sind vielseitig, meistens sind es
Mittelohrentzündungen, mangelnde frühkindliche Betreuung sowie Malaria und
Meningitis, die für die hohen Zahlen sorgen. Für Kinder bedeuten Taubheit oder
Schwerhörigkeit ein Leben im Abseits. Die wenigsten Familien können sich die
notwendigen Hörgeräte leisten und eine finanzielle Unterstützung in Form von
Krankenkassenzuschüssen gibt es nicht. Ebenfalls für die meisten Familien nicht erschwinglich sind Therapien
oder sonderpädagogische Fördermöglichkeiten, mit denen das Handicap ihrer Kinder
kompensiert werden könnte. Als Folge davon lernen die Kinder meist nicht sprechen, können nicht beschult werden, werden isoliert und haben wenig Chance auf ein unabhängiges Leben.
Spendenhörgeräte aus
Europa sind daher eine große Hilfe, um schwerhörigen Kindern in Afrika einen
Weg ins normale Leben zu ermöglichen. In Deutschland werden die Hörsysteme meist
nach fünf bis sechs Jahren durch Geräte der neuesten Generation ersetzt. Die abgelegten
aber noch funktionstüchtigen Systeme können in Afrika noch lange eine wertvolle
Hilfe sein und schwerhörigen Menschen neue Chancen eröffnen. Wie für Yawa, die
ohne unsere Spendenhilfe nicht zur Schule gehen könnte und in ihrer Entwicklung
weit zurückfallen würde. Unser großer Wunsch ist es daher, dass Betroffene in Deutschland bei einem Gerätewechsel daran denken, ihre Altgeräte nicht in einer Schublade verstauben zu lassen, sondern sie für Afrika spenden. Es gibt viele
Hörakustikunternehmen, bei denen man die Geräte für einen guten Zweck abgeben kann.
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