Nicht alltägliche Arbeitstage

Eine togoische Klientin beim Anpassen ihrer
ersten Hörsysteme wird von ihrem Sohn unterstützt.
Zuhause streiken die Kitas, in Kpalimé der gesamte öffentliche Sektor. Ausgerechnet! Was tun, wenn die Zeit unseres Arbeitsaufenthalts zerrinnt und die Motivation Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten in einem brennt? Ja genau, wir lassen uns nicht beirren, machen das Beste daraus und öffnen wie an jedem Arbeitstag die Tür zum Hörzentrum. Dieses Jahr begleiten uns also vier Tage Generalstreik. Das Krankenhauspersonal bleibt zu Hause, nur unsere Kollegen im Hörzentrum finden sich ein. So können wir die von langer Hand geplanten Termine für die Klienten und die hörakustische Versorgung aufrecht erhalten. Uns fiel wirklich ein großer Stein vom Herzen, als uns die togoischen Kollegen zu Beginn des Streiks ihre Mitarbeit zusicherten. Das war nicht von Anfang an klar und hätte unseren Plan schwer durchkreuzt, denn die Nachfrage ist dieses Jahr groß: täglich kommen bis zu 20 Klienten, die fast alle zum ersten Mal mit einem Hörsystem versorgt werden. Die Altersspanne reicht von sechs bis 80 Jahren. Perfekte Bedingungen also für das "Training on the job", weil wir eine große Bandbreite vermitteln können. 

Maurice setzt sein gelerntes Wissen gleich in die Tat um.
Sehr motiviert dabei sind unsere Kollegen Mawuko, Maurice, Odile und Jules. Sie finden sich sehr schnell in die komplexen Themen ein und es gelingt uns trotz Sprachbarriere das notwendige Wissen zu vermitteln. Sehr talentiert ist Mawuko an der Fräse. Er hat schon letztes Jahr sehr gute Arbeit geleistet und verfeinert in diesem Jahr sein handwerkliches Können bei der Erstellung von Ohrpassstücken. Maurice, der schon im letzten Jahr als Praktikant "Hörakustik-Luft" geschnuppert hat und sich nun fest ausbilden lässt, zeigt am Computer beim Programmieren der Höreinstellungen ein goldenes Händchen. Odile befasst sich eingehend mit dem Audiometer und ist mit ihrem freundlichen Wesen und Organisationstalent die gute Seele des Teams. 


Tim Osswald (Mitte) zeigt Maurice und dem Logopäden des Krankenhauses worauf es
bei der Programmierung der Geräteeinstellung ankommt.

So können wir zusammen mit den erfahreneren Kollegen den Arbeitsalltag bewältigen und uns gleichzeitig der Ausbildung widmen. Sehr glücklich sind wir, dass sich die meisten Kunden trotz Streik nicht abhalten lassen, die meist beschwerliche Reise zu uns aufzunehmen. Auch die heftigen Gewitter und Regengüsse dieser Tage stellen für sie keine Hürde dar. Was wir ihnen trotz Streik leider nicht ersparen können, ist, dass sie für die Versorgung und die Hörgeräte einen Beitrag zahlen müssen. Aber, sie nehmen es mit Humor! Auf die Bitte "Monsieur, Sie müssen noch bezahlen," kommt ein gelassenes "ich, weiß, das ist das wichtigste in diesem Land."

Janina Faigle zeigt Odile weitere Tricks am Audiometer.

Aleksandra Djoedjevic zeigt das Fräsen.
Zum Schutz vor Verletzungen werden die Finger getaped.

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